Vielleicht haben auch Sie schon gehört, Wärmepumpen seien nur etwas für frisch gebaute Effizienzhäuser, viel zu teuer im Betrieb oder in Berlin angeblich verboten, weil sie die Nachbarn stören. Solche Geschichten halten sich hartnäckig – und verunsichern Eigentümerinnen und Eigentümer, die eigentlich nur ihre Heizkosten senken und die Wertentwicklung ihres Hauses sichern möchten.
Als unabhängige Sanierungsprofis begegnen wir diesen Irrtümern täglich – beim Vor-Ort-Termin in einer Altbauvilla in Zehlendorf ebenso wie in der Videoberatung für ein Reihenhaus in Potsdam-Babelsberg. Heute räumen wir gründlich auf: mit Fakten aus Praxis und Forschung, klaren Beispielen und einem Blick auf die aktuell höchsten Förderquoten (Stand Mai 2025). Lehnen Sie sich zurück, und entdecken Sie, warum eine moderne Wärmepumpe viel mehr kann, als die Gerüchte vermuten lassen.
Mythos 1: “Wärmepumpen funktionieren nur im Neubau”
Die Behauptung
Unsanierte Altbauten mit Radiatoren hätten zu hohe Heizlasten; eine Wärmepumpe schaffe das nicht.
Die Wahrheit
Wichtig ist nicht das Baujahr, sondern die Heizkreistemperatur. In vielen Berliner Gründerzeithäusern sinkt sie nach einem hydraulischen Abgleich plus Thermostattausch bereits auf 50 °C. Luft/Wasser-Wärmepumpen wie die häufig eingesetzte Baureihe Vitocal 25x von Viessmann liefern bis 55 °C ohne Zuheizer – ausreichend für gusseiserne Radiatoren. Wo das nicht reicht, kann eine Hybridlösung (Wärmepumpe + Gas-Brennwert) oder eine Flächenheizung im meist genutzten Bereich, z. B. dem EG, den letzten Schritt ermöglichen. In Pilotprojekten der TU Berlin wurden selbst unsanierte Altbauten aus den 1920ern mit Jahresarbeitszahlen (JAZ) von 2,5–3,0 betrieben – und das bei typischem Berliner Winterklima von −5 °C.*
Praxisbeispiel: Familie Krüger aus Berlin-Friedrichshagen senkte nach Einbau einer Luft/Wasser-Wärmepumpe und partiellem Einrohr-Hydraulikumbau ihre Heizkosten um 38 % – ganz ohne Fußbodenheizung.
Mythos 2: “In kalten Regionen lohnt sich das nicht”
Die Behauptung
Je kälter das Klima, desto schlechter die Effizienz.
Die Wahrheit
Selbst in rauen Gegenden wie dem Harzvorland oder an der Ostseeküste erzielt eine moderne Wärmepumpe ordentliche Werte – sofern die Auslegung stimmt. Entscheidend sind:
- Ausreichend groß dimensionierter Verdampfer (beim Luftgerät).
- Niedrige Vorlauftemperatur dank richtiger Heizflächen.
- Regelung mit witterungsgeführter Heizkurve.
Erdreich- und Grundwasserwärmepumpen bieten sogar konstant hohe Quellentemperaturen und liefern JAZ > 4,0, egal ob Winter oder Sommer. Laut Studie der FH Aachen steigt der Stromverbrauch einer Luft/Wasser-Wärmepumpe bei −10 °C nur um ca. 25 % gegenüber +2 °C – deutlich weniger, als viele befürchten.
Mythos 3: “Radiatoren brauchen 70 °C – das schafft keine Wärmepumpe”
Die Behauptung
Alte Plattenheizkörper laufen nur heiß.
Die Wahrheit
Viele Radiatoren werden heute unnötig hoch gefahren. In der Praxis reichen in 1960er-Jahren-Mehrfamilienhäusern häufig 50–55 °C aus, weil die Heizkörperflächen überdimensioniert sind. Ein einfacher Wärmelast-Check zeigt das Potenzial: Pro Raum ist die erforderliche Leistung kW = Fläche × Temperaturdifferenz × k-Wert. Ergebnis: Die Vorlauftemperatur kann oft um 15 K gesenkt werden – genug Spielraum für die Wärmepumpe.
Mythos 4: “Der hohe Strompreis frisst jede Ersparnis”
Die Behauptung
Strom kostet 35 ct/kWh, Gas nur 12 ct/kWh – also wird Wärmepumpenstrom nie günstig genug sein.
Die Wahrheit
Gesamtkosten entscheiden, nicht der Arbeitspreis. Rechenbeispiel für ein Berliner Einfamilienhaus (Heizlast 8 kW):
System | Endenergieverbrauch | Arbeitspreis | Effizienz (JAZ eta) | Jahreskosten |
---|---|---|---|---|
Gasbrennwert | 18 000 kWh Gas | 0,12 €/kWh | 0,90 | 2 160 € |
Wärmepumpe | 4 900 kWh Strom | 0,28 €/kWh (WP-Tarif) | 3,0 | 1 372 € |
Ersparnis: 37 %
Ohne Spezialtarif (angenommener Haushaltsstrompreis 0,38 €/kWh) läge der Aufwand bei 1 862 € – immer noch 14 % günstiger als Gas. Ab 2027 erhöht die gesetzlich fixierte CO₂-Abgabe den Gaspreis voraussichtlich um weitere 4–6 ct/kWh; der Vorteil elektrischer Wärmeerzeuger wächst entsprechend..
Mythos 5: “Wärmepumpen sind laut wie ein Rasenmäher”
Die Behauptung
Nachbarn werden gestört, Genehmigung schwierig.
Die Wahrheit
Aktuelle Außengeräte erreichen Schallleistungspegel von 50–55 dB(A). In drei Metern Abstand mit Schallschutzhaube sinkt der Wert unter 35 dB(A) – vergleichbar mit Vogelgezwitscher. Das Berliner Immissionsschutzgesetz erlaubt in reinen Wohngebieten tagsüber 50 dB(A), nachts 35 dB(A). Bei durchdachter Aufstellung (Schallfreiheit in Richtung Schlafzimmerfenster, Gummipuffern, optional Schallschutzzaun) erfüllt eine Wärmepumpe die Vorgaben problemlos. Das Landratsamt Teltow-Fläming bestätigte 2024, dass 97 % der eingereichten Anlagen ohne Nachforderungen genehmigt wurden.
Mythos 6: “Die Installation dauert ewig und macht Chaos”
Die Behauptung
Monatelange Baustelle, hohes Risiko für Folgeschäden.
Die Wahrheit
Ein geübtes Fachteam tauscht eine alte Ölheizung gegen eine Luft/Wasser-Wärmepumpe in drei bis fünf Arbeitstagen. Zwei Tage davon entfallen auf Demontage und Aufstellung des Außengeräts. Erdsondenbohrungen dauern länger (ein bis zwei Wochen), sind aber kaum schmutzig: Die Bohranlage bleibt draußen, Leitungen führen über Kernbohrungen ins Haus. Wir von dsb koordinieren Gewerke-übergreifend, sodass Warmwasser während der Bauzeit mit einem 40-Liter-E-Boiler gesichert ist und Ihr Haus bewohnbar bleibt.
Mythos 7: “Das Erdreich kühlt aus, dann geht gar nichts mehr”
Die Behauptung
Sole/Wasser-Wärmepumpen “ziehen” den Boden leer.
Die Wahrheit
Das Erdreich regeneriert sich durch Wärmenachstrom aus tieferen Schichten und Solareintrag – ähnlich einem Akku. Entscheidend ist die richtige Entzugsleistung pro Meter Sonde (max. 50–60 W/m in Berliner Sand). Gutachterliche Simulationen nach VDI 4640-2 garantieren, dass die Bodentemperatur über 20 Jahre nur um wenige Kelvin sinkt. In Schweden laufen Solewärmepumpen seit den 1980ern ohne Leistungsverlust – Beweis für langfristige Stabilität.
Mythos 8: “Wärmepumpen sind gar nicht klimafreundlich, weil der Strom noch fossil ist”
Die Behauptung
Kohle- und Gaskraftwerke machen die CO₂-Bilanz kaputt.
Die Wahrheit
Eine JAZ von 3,0 verdreifacht jede eingesetzte Kilowattstunde Strom. Selbst bei einem aktuellen Strommix-CO₂-Faktor von 0,36 kg/kWh (UBA 2024) ergibt sich:
0,36 kg × (1 / 3,0) = 0,12 kg CO₂ pro erzeugter kWh Wärme. Gasbrennwertanlagen emittieren 0,25 kg/kWh. Faktisch halbiert also eine Wärmepumpe die CO₂-Bilanz sofort – ganz ohne Ökostromtarif. Mit steigendem Anteil erneuerbarer Energien im Netz (im April 2025 bereits 63 %) verbessert sich der Wert jedes Jahr.
Mythos 9: “Die Förderungen sind ausgelaufen”
Die Behauptung
Im März 2024 sei die BEG-Förderung für Wärmepumpen gestoppt worden – also zu spät.
Die Wahrheit
Es gab einen vorübergehenden Antragsstopp während der Haushaltsdiskussion, doch seit 01. Januar 2025 laufen die Programme wieder – jetzt sogar attraktiver:
- Basisförderung: 30 % Zuschuss auf Investitionskosten.
- Klimageschwindigkeits-Bonus: +20 % für Gebäude, deren Gasheizung älter als 20 Jahre ist und komplett ersetzt wird.
- Effizienzbonus: +5 % für WP mit natürlichen Kältemitteln (R290, CO₂).
Maximal sind 70 % Zuschuss bei 30 000 € Investitionssumme, also bis zu 21 000 € pro Wohneinheit drin. Wichtig: iSFP-Bonus +5 % bleibt erhalten, wenn der individuelle Sanierungsfahrplan vorliegt.
Mythos 10: “Ohne Fußbodenheizung klappt das nicht”
Die Behauptung
Nur Flächenheizungen arbeiten effizient.
Die Wahrheit
Flächenheizungen sind optimal, aber keine Pflicht. Ein “radiatorfreundliches” System kombiniert:
- Großdimensionierte Niedertemperaturheizkörper (z. B. Gebläse-Konvektoren).
- Pufferspeicher mit gleitender Temperaturregelung.
- Witterungsgeführt tiefe Heizkurve.
Damit kann die Vorlauftemperatur auf 45 °C sinken – keine Herausforderung für moderne Geräte. In Praxistests des Fraunhofer ISE wurden sogar Einrohrsysteme erfolgreich umgestellt, solange der hydraulische Abgleich konsequent umgesetzt wurde.
Kostenlose Checkliste zur energetischen Sanierung
Enthält praktische Schritte und hilfreiche Erklärungen, die Ihnen dabei helfen, Ihr Sanierungsprojekt erfolgreich zu gestalten. Ob Sie gerade erst mit der Überlegung beginnen oder sich bereits mitten in der Umsetzung befinden – unsere Checkliste unterstützt Sie dabei, alle wichtigen Aspekte im Blick zu behalten und potenzielle Stolpersteine zu vermeiden.
Fazit: Fakten statt Furcht
Viele Mythen halten sich, weil sie einst irgendwann zutrafen. Heute aber haben Technik, Regelung und Förderung einen Reifegrad erreicht, der Wärmepumpen zur tragenden Säule der Wärmewende macht – gerade für Eigenheimbesitzer, die:
- langfristig Energiekosten stabilisieren,
- CO₂-Emissionen senken und
- den Immobilienwert steigern möchten.